Schlössernacht
8 Geheimnisse über Potsdams Kulturgüter
Barbara Piplat aus der Tourist-Information Potsdam verrät dir ihre persönlichen Lieblingsorte und spannende Geschichten zu Potsdams historischen Schönheiten, die du garantiert noch nicht kanntest!
Sie sind Besuchermagnet, lokale Berühmtheiten und Zeugen einer anderen Zeit: Seit Jahrhunderten schon verzaubern die majestätischen Schlösser und historischen Bauwerke die brandenburgische Landeshauptstadt mit ihrem historischen Charme. Der Sommer und die anstehende Potsdamer Schlössernacht bietet eine tolle Gelegenheit sie aufs Neue zu erkunden – und zwar unter frischem Blickwinkel mit Geheimtipps und Hintergrundinfos von Barbara Piplat aus der Tourist-Information Potsdam.
#Zeitzeugen des Park Sanssouci
„Ja, Schloss Sanssouci ist traumhaft“, so Barbara Piplat, rät jedoch: „Wer sich die Mühe macht und länger da ist, der sollte sein Augenmerk auch in andere Richtungen der Schlossanlage lenken.“ Ihr Tipp: Einfach entlang der majestätischen Bäume flanieren – immerhin sind einige schon über 200 Jahre alt. Besonders beeindruckend ist hier ein Trompetenbaum von 1790. „Ich frage mich immer, welche Herrschaften der schon alles gesehen hat. Die Eichen sind ja teilweise noch älter.“
Übrigens: „Unter den Parkanlagen befindet sich ein unterirdisches Kanalsystem mit 70 Kilometer Wasserleitungen“, verrät die Potsdam-Expertin. „Dieses Bewässerungssystem gibt es schon seit 1842, als man anfing mit Dampfenergie das Havelwasser in den Park zu pumpen.“ Nur mit deren Hilfe schaffen es die Gärtner bei dieser Hitze, die Parkanlage so schön grün zu halten. Allerdings schlängeln sich nicht nur Wasserleitungen unter dem Schloss – „Wir wissen, dass Friedrich II. mit seinen Hunden unterhalb des Parks spazieren ging, wenn das Wetter nicht so gut war”, so Barbara Piplat. „Und zwar in einem unterirdischen Gewölbe“ – mittlerweile allerdings Teil des Kanalisationssystems und demnach leider nicht begehbar.
#Wächterinnen aus Stein
Der Park Sanssouci begeistert nicht nur mit seiner Flora – am östlichen Eingang der Grünanlage, gleich neben dem 1747 errichteten Obeliskportal, tronen die Göttinnen Flora und Pomona. Interessant: „Wer sich ein wenig auf die Suche macht, kann die Schutzgöttinnen der Früchte und der Pflanzen in verschiedenen anderen Figuren im Park wiederfinden“, verrät Barbara Piplat. Außerdem verweist die Expertin auf den imposanten Obelisken gegenüber des Tores – ein Relikt der ägyptischen Kultur. „Hier ist wieder zu sehen, dass der zuständige Steinmetz die Hieroglyphen nur aus alten Vorlagen übernommen hat. Jemand, der sich auskennt, würde sich heutzutage wahrscheinlich sehr darüber amüsieren, da sie natürlich nur wild aneinandergereiht wurden“ – was dem auffälligen Machtsymbol natürlich keinen Abbruch tut.
#Wundersames im Chinesischen Teehaus
Hier wurde nie Tee gekocht, dafür erzählt dieses Gebäude Geschichten voller Sehnsucht von fremden Orten. „Zu einer Zeit, in der Fernreisen nach China selbst für wohlhabende Herrscher zu teuer waren, zeigte Friedrich II. mit dem um 1754 errichteten Bau seine Leidenschaft für fremde Kulturen. Man wollte mit dem Chinesischen Teehaus außerdem seine Weltoffenheit zeigen.“ Das Amüsante: Figuren und Objekte wurden rein aus Erzählungen rekonstruiert – dementsprechend interessant sind die Dimensionen und Relationen der Objekte. Besonderes Augenmerk sollte man auch auf die dargestellten Früchte legen. „Die Ananas sieht aus, als wäre sie zwei Kilo schwer”, so Barbara Piplat. „Da fragt man sich, war eine Ananas früher so groß? Nein, man hatte nur noch nie eine Ananas gesehen. Die Melone sieht hingegen aus wie ein Apfel, obwohl diese ja eigentlich die größere von beiden ist. Das sind Details, die ganz viel über die Sichtweise der Menschen von Früher erzählen”, so die Expertin.
#Römischen Bäder: Bella Italia in Potsdam
Einen ähnlichen Leitgedanken verfolgte die Errichtung der Römischen Bäder. Hier verwirklichte Bauherr Friedrich Wilhelm IV. seine „Italiensehnsucht”. Er kannte die mediterrane Architektur und Pflanzenwelt von seinen Reisen und hegte den großen Wunsch, diese eins zu eins zu kopieren. „Hier wurde nie gebadet, was natürlich naheliegend wäre“, erklärt Barbara Piplat von der Tourist-Information Potsdam. „Sie haben einfach dort gesessen und es genossen, diesen Ort zu haben, ihn als Inspiration gesehen und sich vorgestellt, wie es in Italien ist – quasi wie eine Zeitreise“. Ihr Highlight: „Es gibt dort eine ganz tolle Badewanne aus kostbarem Jaspisstein – ein Demonstrationsobjekt, welche Zar Nikolaus II. Friedrich Wilhelm IV. als Freundschaftsbeweis schenkte.“
#Mystisches Schloss Charlottenhof
Das Weihnachtsgeschenk Friedrich Wilhelm III. an seinen Sohn Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und dessen Frau Elisabeth Ludovika von Bayern ist ein ehemaliges Gutshaus, gelegen im südwestlichen Teil des Schlossparks von Sanssouci. „Friedrich Wilhelm IV. war ein Mensch, der sehr mystisch war“, so die Expertin. Etwas, das sich auch im Umbau des kleinen Schlösschens widerspiegelt. „Die Anordnung der Räume und des Parks waren definitiv kein Zufall, sondern sehr genau von ihm durchdacht. Wer sich hier auf die Reise macht, findet viele Zeichen, die auf den Einklang des Menschen mit der Natur und dem Universum aufmerksam machen“, verrät Barbara Piplat. Außerdem spiegeln sich die Farben Bayerns in vielen Details wie den Fensterläden wieder. Tipp: „Wer den Park Sanssouci über den Eingang am Schloss Charlottenhof erkundet, der entgeht zum einen den Menschenmassen und zum anderen der prallen Sonne. Sehr gut erreichbar über die Straßenbahn.“
#Geschichtsträchtig: Der Neue Garten
Ein besonderer Geheimtipp der Potsdam-Expertin ist das 102,5 Hektar große Parkgelände nach englischem Vorbild, das im Norden Potsdams an den Heiligen See und den Jungfernsee grenzt. „Der Neue Garten ist besonders geschichtlich gesehen ein toller Ort, da Potsdams Nähe zum Wasser und dementsprechend dessen Bedeutung hier besonders deutlich wird”, schwärmt Barbara Piplat. Ein Fleckchen Stadt, die den Inselcharakter Potsdams unterstreicht. „Ein Areal, in dem der ursprüngliche Spirit Potsdams lebt.“
#Ort der Ruhe: Friedenskirche und Marlygarten
Die der Schlössernacht als Austragungsort für die Lesungen dienende Friedenskirche, begeistert Barbara Piplat besonders – und hier vor allem das Zusammenspiel mit ihrem angrenzenden Marlygarten, dem alten Küchengarten von Friedrich Wilhelm I. „Manche Orte haben einfach so eine Ausstrahlung“, so Barbara Piplat und erklärt: „Ich finde, dass dieser kleine Garten mit der großen Friedenskirche nebenan ein ganz zauberhafter Ort ist – besonders, wenn man empfänglich für Stimmungen ist. Dieses Ensemble hat einfach etwas sehr kontemplatives. Man kommt hier zur Ruhe.“
Jetzt bist du zumindest informativ gerüstet für die Schlössernacht – alles, was für einen gelungenen Abend noch fehlt, findest du direkt auf dem Hinweg in den Bahnhofspassagen Potsdam. Ob Snacks, Regenschirm, Handventilator oder die perfekte Kamera, die Shops freuen sich auf deinen Besuch.
10.08.2018